Wasser verbindet – auf Spurensuche in Franken
Wenn 40 Bürgermeister und Gemeinderäte frühmorgens im Dunkeln in einen Bus steigen, ist das kein Ausflug – es ist Aufbruch. Ziel dieser Exkursion war es, Ideen, Impulse und praxisnahe Beispiele zu sammeln, wie andere Regionen den Wandel gestalten.
Am 10. Oktober 2025 machte sich eine Delegation aus dem Ampertal auf den Weg nach Franken, um zu erleben, wie andere Regionen mit den Herausforderungen umgehen, die auch das Ampertal bewegen: Klimaanpassung, Wasserwirtschaft, Energie und der sorgsame Umgang mit Landschaft und Ressourcen.
Der Himmel war noch dunkel, die Stimmung trotzdem erwartungsvoll. Nach Butterbrezen und ersten Gesprächen im Bus hieß das erste Ziel Illertissen.
Einblicke, Austausch und Netzwerk in der ILE-Familie
Dort begrüßten Bürgermeister Jürgen Eisen und Andreas Probst, Umsetzungsbegleiter der Integrierten Ländlichen Entwicklung Ille-Iller-Roth-Biber, die Gruppe im Bürger- und Begegnungshaus Adler. Probst schilderte die vielfältigen Handlungsfelder der Region – von Siedlungsentwicklung über Naherholung bis hin zu Energie und Klima – und beeindruckte mit Beispielen gemeinsamer Projekte: die kommunale Wärmeplanung, die Gründung eines Regionalwerks und einer Bürgerenergiegenossenschaft. Ein kurzer Abstecher in die alte, liebevoll umgebaute Schranne, heute Ort der Stadtratssitzungen, rundete den Besuch ab.
Klimaresilienz und Schwammlandschaft – ein Thema mit Zukunft
Die nächste Etappe führte in eine der niederschlagsärmsten Regionen Bayerns – den Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim. Nach dem extrem trockenen Sommer 2022 hatte sich der Landkreis entschlossen, als Pilotprojekt „Bayerns erster klimaresilienter Landkreis“ voranzugehen und eine sogenannte „Wasserkümmerin“ einzusetzen. Eine eigens gegründete Arbeitsgruppe bringt seither alle relevanten Akteure an einen Tisch, um Hürden zu erkennen und Lösungen zu entwickeln. Inzwischen beteiligen sich 38 Kommunen an dieser Kooperation. Der Abteilungsleiter des Wasserwirtschaftsamts Ansbach, Heiko Mooshammer, führte die Gruppe zu mehreren Projektstandorten.
In Neuherberg berichteten Bürgermeister Dieter Springmann und Ortssprecher Förster, wie ein alter Mischkanal zu einem modernen Regenwasserkanal mit Absatzbecken umgebaut wurde – ein Vorzeigeprojekt, bei dem die Bürgerschaft tatkräftig mitwirkte. In Uffenheim testet man sogenannte „grüne Gräben“, kleine Querbauwerke, die Niederschlagswasser zurückhalten und so das Mikroklima stabilisieren. Drittes Ziel war die Gerolzbach-Aue, ein im Westen Markt Nordheims gelegenes LEADER-Projekt, das Naherholung, ökologische Aufwertung und Regenrückhalt vereint. Bürgermeister Endress und Altbürgermeister Strauß zeigten stolz die multifunktionale Nutzung der Maßnahme.
Den Abschluss des ersten Tages bildete ein Besuch beim Weingut Streber & Pop in Rüdesbronn, wo Wasser als Lebensader des Weinbaus ebenso sichtbar wurde wie die Kreativität der regionalen Selbstvermarkter.
Wasser in der Stadt – Bambergs Balance zwischen Nutzen und Natur
Nach einem ereignisreichen ersten Tag voller Eindrücke und vieler Gespräche über Wasser, Klima und Zusammenarbeit begann der zweite Tag mit barockem Glanz: Schloss Weißenstein bei Pommersfelden, einst Sommerresidenz des Fürstbischofs von Bamberg, bot eine eindrucksvolle Kulisse für den Kontrast zwischen Vergangenheit und Zukunft.
In Bamberg ging es dann um das „Wasser im städtebaulichen Kontext“. Hans-Joachim Rost vom Wasserwirtschaftsamt Kronach zeigte, wie die Stadt ihre Flusslage nutzt – von historischen Wasserkraftanlagen bis zur modernen Energiegewinnung. Doch Bamberg geht noch weiter: nutzt die Kühleffekte des Wassers, steigert die Lebensqualität durch Freizeit und Erholung und schafft ökologischen Mehrwert durch Naturschutz und Erlebnisräume.
Besonders eindrucksvoll: das ERBA-Gelände, einst Industriebrache der Baumwollspinnerei, heute Modell für nachhaltige Stadtentwicklung mit Universität, Wohnen und einem Park. Mit parkartig eingebettetem Fischpass, der als 1,2 Kilometer langer Umgehungskanal der Regnitz dient und im Rahmen der Landesgartenschau 2012 angelegt wurde. Das neue Bachbett führt rund 1000 Liter Wasser pro Sekunde und ermöglicht Fischen den Aufstieg von der Regnitz bis zum Main. Für den Bau musste der Kraftwerksbetreiber Wasser abgeben – weniger Stromgewinnung, aber mehr Ökostromförderung. Der Fischpass hat die Artenvielfalt deutlich erhöht und zeigt eindrucksvoll, dass Wasserkraft und ökologische Fischfreundlichkeit vereinbar sind.
Technik, Natur und Verantwortung – ein starkes Zusammenspiel
Am dritten Tag führte die Reise in das Fränkische Freilandmuseum – eine Zeitwanderung durch 700 Jahre fränkische Bau- und Alltagskultur, empfangen von Bezirkstagspräsident Peter Daniel Forster. Parkartig eingebettet wird dort liebevoll die Vergangenheit lebendig gemacht.
Den Schlusspunkt setzte das Wasserwirtschaftsamt Ansbach – ein Projekt, das auch für das Ampertal wertvolle Impulse liefert, etwa beim vorausschauenden Umgang mit Wasser, Klima und Landschaft – mit einer Besichtigung des Überleitungswerks am Brombachsee: ein technisches Meisterwerk der Wasserüberleitung Donau–Main, um das Wassergefälle zwischen Nord- und Südbayern auszugleichen. Es dient nicht nur der Verhinderung von Wasserknappheit in Franken, sondern auch dem Hochwasserschutz von Bamberg und dem Unteren Altmühltal. Gleichzeitig prägt es als Herzstück der Tourismusregion Fränkisches Seenland eine Landschaft, die Freizeit, Erholung und Technik auf besondere Weise verbindet – ein Symbol dafür, wie eng Natur, Verantwortung und Lebensqualität heute verflochten sind. Der Exkursionsgruppe wurde eine Besichtigung des Dammbauwerks ermöglicht, inklusive Gang durch den Kontrollstollen und das Betriebswerk unter dem Brombachsee.
Nach drei Tagen voller Eindrücke, Gespräche und regionaler Spezialitäten – von Karpfen über Schäufele bis hin zu fränkischem Wein und Bier – kehrte die Bus-Gruppe satt und mit vielen neuen Eindrücken nach Allershausen zurück.
Die Exkursion hat gezeigt, dass Zukunft nicht irgendwo entsteht, sondern dort, wo Menschen gemeinsam handeln – im Großen wie im Kleinen, im Ampertal wie in Franken.