Wie wirkt sich der Klimawandel aus...

auf die Region Kulturraum Ampertal und welche Möglichkeiten bieten sich den Kommunen diesen Veränderungen entgegenzuwirken?

Bachelor-Studenten der TU München, Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung besuchten mit dieser Fragestellung im Sommer 2022 das Ampertal.

Anhand bereits realisierter Projekte wollten Sie sich ein Bild über die Bemühungen der Kommunen machen, dem klimatischen Veränderungen entgegenzutreten. Die Regenrückhaltebecken in Hirschbach bei Kirchdorf, die Allershausener Glonnterrassen und der Kühnhauser Weiher mitten in Dorfacker dienten als gelungene Beispiele.

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Betroffenheitsanalyse

Allershausen Glonn Studenten

Zurück am Uni-Arbeitsplatz galt es für die Studierenden als Analysen und Bestandsaufnahmen durchzuführen.

Zahlreiche Variablen wie die Durchschnittstemperaturen zu verschiedenen Jahreszeiten, aber auch Extremwerte, sowohl in die hohen, aber auch in die frostigen Bereiche werden sich in Zukunft verändern. Auch die Anzahl der sommerlichen bzw. winterlichen Tage wird laut Prognose der Klimaforscher variieren.

Deutlich spüren werden wir Menschen Änderungen bei Wasserhaushalt. So wird für Süddeutschland von einer Zunahme von Starkregenereignissen im Sommerhalbjahr und damit einer Hochwassergefährdung ausgegangen. Insbesondere Gemeinden im direkten Einzugsbereich von Flüssen wären betroffen. Das Amper- und Glonntal mit seinen zahlreichen seitlichen Zuflüssen dient bei so einem Ereignis als Trichter, in dem auf großer Ebene Oberflächenwasser gesammelt und dann in die Flüsse abgeleitet wird.

Erosionsgefährdete Böden in Hanglagen sind dabei bei diesen Ereignissen stark gefährdet. Nährstoffreiche Humusauflagen werden durch das ungebremste Wasser mitgespült und stehen vor Ort nicht mehr zur Verfügung.

Aber auch eine Abnahme der Regenereignisse kann zu unerwünschten Zuständen führen. Langanhaltende Trockenheit wie auch im Sommer 2022 führt zu weiteren Absenkungen des Grundwasserspiegels und den Pegeln der Flüsse. Oberflächige Trockenheit, z.B. in Wäldern macht sich durch frühe Herbstfärbung und Laubfall, aber auch an deutlich reduzierten landwirtschaftlichen Erträgen bemerkbar.

Naturschutzgebiet Amper

Die Auswirkungen des fortschreitenden Klimawandels gelten auch als Stressfaktor für die Biodiversität. Die zahlreichen, im Ampertal entlang des Flusslaufes verorteten Flächen in Naturschutzgebieten benötigen besonderen Schutz.

Im Anschluss an die Betroffenheitsanalysen suchten die TUM- Studenten nach Möglichkeiten diese Veränderungen im Ampertal abzufedern:

Schwamm drunter- integriertes Regenwassermanagement

In urbanen Räumen bieten sich diverse Möglichkeiten für eine klimaresiliente Dorfgestaltung. Geht die kommunale Verwaltung als gutes Beispiel voran, motiviert sie die Wirtschaft und ihre Bürger -sei es durch Förderprogramme oder Inspiration- Maßnahmen des Regenwassermanagements umzusetzen.
Beispiele wären die Anlage von Dach- und Fassadenbegrünungen, Versickerungsmulden und unterirdische Zisternen. Diese halten anfallendes Oberflächenwasser zurück. Durch Transpiration führen sie zu einem Ausgleich des Mikroklimas und hiermit einem kühlenden Effekt.
Versiegelte Flächen fördern Aufheizung und Hitzestau. Durch die Verwendung von wasserdurchlässigen Oberflächenmaterial, Auflockerung durch Pflanzflächen und Bäumen wird die Attraktivität, Aufenthaltsqualität und Biodiversität erheblich erhöht.
Selbstverständlich sollte es mittlerweile im eigenen Interesse sein, hochwassergefährdete Bereiche von Bebauungen freizuhalten. Langjährige Erfahrungen lehren, überschwemmte Bauwerke bringen Dramen für alle Beteiligten.

Schafft es eine Kommune durch Entsiegelung und blau- grüne Strukturen ein leistungsfähiges Regenwassermanagement aufzubauen, spricht man von einer zukunftsfähigen, resilienten Schwammstadt.

Wasserrückhalt in der Landschaft

Oberflächenwasser

Um bei Starkregenereignissen den schnellen Abfluss der Niederschläge zu verlangsamen, bietet es sich an, diese möglichst lange vor Ort, vor allem in der Landschaft anzusammeln. Dies kann mit großen, teilweise technischen Bauwerken passieren.

In Hirschbach wurden die Anlieger durch mehrere Retensionsbecken vor regelmäßigen Überschwemmungen geschützt, ohne dass es dem Erholungssuchenden ins Auge sticht. Die Flächen integrieren sich als extensive Wiesen unauffällig in die Umgebung und bieten zahlreichen Tieren Lebensraum. Der Umbau des Kühnhauser Weihers schafft einen Pufferspeicher für den Abfluss des Thalhauser Graben, geschickt gekoppelt mit einer neuen Ortsmitte und einem attraktiven Ziel für Erfrischungssuchende.
Für weitere Bauwerke dieser Art an den Seitenzuflüssen der Amper sollte immer die Multifunktionalität der Anlagen im Auge behalten werden. Die Studenten erarbeiteten spannende Kombinationsmöglichkeiten, wie Bewirtschaftung mit Weiderindern, Reserven für landwirtschaftliche Bewässerungssysteme oder den Naturschutz.
Die Nutzung vorhandener Höhensituationen und naturbasierte Lösungen müssen dabei neben der multifunktionalen Nutzung immer oberste Priorität haben.
Aber auch kleinere Maßnahmen, wie die Bearbeitung der landwirtschaftlichen Flächen entlang den Höhenlinien oder Verstärkung der Rauheit der Landschaft durch Heckenstrukturen reduzieren die Abflussgeschwindigkeit der Niederschläge. Durch die Verlangsamung schafft man außerdem den Sedimenten -und damit den ausgeschwemmten Nährstoffen- die Möglichkeit, sich auf den Flächen abzusetzen und verhindert ihre Abwanderung. Die Anlage von Heckenstrukturen in unserer ausgeräumten Landschaft schafft Rückzugsorte für zahlreiche Tiere und leisten somit einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität.
Auch ein intakter Auwald mit Alt-Armen und versumpften Bereichen reduziert durch seine Speicherfähigkeit das Risiko von schweren Schäden. Werden landwirtschaftliche Flächen in potenziellen Überschwemmungsbereichen nur noch extensiv genutzt, können Ernteausfälle reduziert werden.

Landwirte sind als Grundstückseigentümer die ersten Ansprechpartner. Gemeinsame Lösungen, die für Alle einen Mehrwert bieten müssen das oberste Ziel sein. Sie fördern Akzeptanz und Engagement

Klimaresiliente Landschaftsstrukturen

Grünland mit Holz

Eine in Vergessenheit geratene Flächenbewirtschaftung findet in Deutschland unter den Landwirten aktuell immer mehr Anklang:

In der Agroforstwirtschaft werden holzige Komponenten in die Bewirtschaftung der Flächen eingebaut. So können schnellwachsende Gehölze wie Weiden, Pappeln oder Erlen kombiniert werden mit Ackerbau und/oder Tierhaltung.
Dabei ergeben sich zahlreiche Vorteile, die wiederum positive Effekte haben. Gehölze bieten den Ackerfrüchten Schutz vor Wetterextremen durch Beschattung, Tiefendurchwurzelung und Windschutz.

In Hang- und exponierten Lagen stabilisieren die Strukturen der Holzpflanzen und gebieten so der Wind- und Wassererosion Einhalt.
Auch für den Naturschutz bieten die Agroforst- Systeme Mehrwert, wie eine deutliche Erhöhung der ökologischen Vielfalt. Finden sich mehrere ökologisch hochwertigen Elemente miteinander verknüpft, so tragen sie maßgeblich zur Biotopvernetzung bei. Auf „Wanderachsen“ können Hase, Fuchs oder auch Insekten Schutzräume finden.
Die Bäume auf den Flächen binden CO2 und können nach einer kurzen Umtriebszeit von 10-15 Jahren thermisch verwertet werden. Als Hackschnitzel sind sie gut geeignet für Blockheizkraftwerke.
Bewährte Agroforst-Kombinationen senken den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitten und bieten eine ökologische, ökonomische und ästhetische Aufwertung der Flächen. Regionale Wertschöpfungsketten können so gefördert werden.
In diese vielversprechenden Systeme wird aktuell viel Forschungsarbeit investiert, um mögliche negative Wechselwirkungen zu reduzieren und Erfahrungen bei gelungen Kombinationen zu sammeln.

Im Ampertal könnte der Einsatz von Agroforst- Anlagen eine Erweiterung der landwirtschaftlichen Produktpalette bieten und somit neue Einkunftsmöglichkeiten für Betriebe schaffen. Gleichzeitig könnte durch eine regionale Produktion die nachhaltige Bereitstellung von Energierohstoffen garantiert werden.

Die Studenten stellten Ihre Zukunftsideen fürs Ampertal in einer Präsentation an der Universität vor. Mit plakativen Postern visualisierten sie die Möglichkeiten. Aktuell sind diese im Kirchdorfer Rathaus ausgestellt und können zu den üblichen Geschäftszeiten bewundert werden. Gerne verschicken wir diese auch per Mail, bitte kurze Info an ile@kulturraum-ampertal.de