Giesenbacher Quellmoore
Auf den ersten unwissenden Blick scheint die Fläche hinter Giesenbach bei Kranzberg eher unauffällig. Von einem Erlen-Eschen-Wald gestreift, windet sich ein Schilfgürtel durch die grünen Sauergräser, Binsen, Pfeifengräsern und Schachtelhalmen, gespeist durch eine stille Quellrinne. Mitten in der Szenerie eine Gruppe interessierter Bürger. Unter ihnen Matthias Maino, Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins - Landschaftspflegeverbands Freising, der es sich zur Aufgabe machte, die Biodiversität durch die Entwicklung von Lebensräumen zu erhalten, fördern und sichern.
So auch an diesem Samstagvormittag. Es ist der 04.06.2022, als der Naturschützer zusammen mit der Regionalmanagerin Nina Huber von dem Förderprogramm ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung), zu einer Besichtigung der Giesenbacher Hangquellmoore, im Rahmen des Projekts „Perlen des Ampertals“, einlädt. Eine weitere Methode, um durch Aufklärung das Umwelt-Kulturgut zu sichern. Ebenso zu Besuch der Kranzberger Bürgermeister Hermann Hammerl, sowie einige interessierte Bürger.
Nach einer kurzen Vorstellrunde, beginnt die vorsichtige Begehung der Kulturlandschaft. Hierbei beschriebt Herr Maino die etwa acht Hektar große Fläche im Naturraum Donau-Isar-Hügelland, zunächst mit ihren Eckdaten, bevor er zu Fragestellungen nach der Artenvielfalt in Fauna und Flora, dem Spannungsfeld Mensch-Natur und der Zukunft dieser seltenen und bedrohten Vorkommen vor Ort, eingeht.
Liebhaber nasser Füsse
Das flächendeckende Naturdenkmal besteht aus den Lebensraumtypen: Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, kalkreiche Niedermoore und feuchte Hochstaudenfluren, die ausschlaggebend für das ökologische Kleinod sind. Durch die ständige Bewässerung der Quelle, dringt keine Luft in den Boden und ein Moor entsteht. Dieses feuchte Habitat ist das Zuhause einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten: von seltenen Orchideen, dem breitblättrigen Wollgras, Knabenkraut und Fieberklee bis hin zu überregional bedeutsamen Heuschreckenarten (langflügelige Schwertschrecke; Goldschrecke), aber natürlich auch Gebiets typische Zeitgenossen wie die bauchige Windeschnecke und andere Vertreter, direkt am Quellaustritt.
Dieses feuchte Habitat ist das Zuhause einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten: von seltenen Orchideen, dem breitblättrigen Wollgras, Knabenkraut und Fieberklee bis hin zu überregional bedeutsamen Heuschreckenarten (langflügelige Schwertschrecke; Goldschrecke), aber natürlich auch Gebiets typische Zeitgenossen wie die bauchige Windeschnecke und andere Vertreter, direkt am Quellaustritt.
Durch den Erlenbruch in den Grenzgebieten, manifestiert sich die Erle als Idealer Partner für dieses Biotop, da sie als einziger Baum in der Lage ist, unter Wasser zu atmen. Rund herum zu finden eine Pflanzensoziologische Einheit: die Quellmoorpfeifengraswiesen, entstanden durch die Streumad. Das nasse Gebiet auf den Niedermoorstandorten eignete sich ideal für die Produktion von Einstreu für Stallungen. Die Mad fand hierfür jährlich im Herbst statt.
Heute ein Füllhorn der Natur, aber wie war das Früher? Wieso ist ausgerechnet heute der Schutz der Natur und dessen Bewohner so wichtig? Und was hat der Mensch damit zu tun? Diese Fragen beantwortet Herr Maino genau. Die naive Vorstellung „Die Natur und ihr Reichtum ist unendlich.“ geleitete die Menschen bis vor nicht all zu lange Zeit. Der Mensch zieht seine Energie aus dem üppigen Schilf, die Wälder werden abgeholzt, um der Viehhaltung Platz zu machen. Das Spannungsfeld Mensch-Natur spitzt sich zu, Kohlenstoff ist das Mittel der Wahl. Das getrocknete Schilf wird verbrannt und in allerlei Industrie verbraucht. Mit der Jahrhundertwende und der Erfindung der Verbrennungsmotoren, geht eine neue Ära einher. Der Mensch verabschiedet sich aus dieser Landschaft und nutzt diese lediglich zur Müllbeseitigung, die der Natur immensen Schaden beifügt. Erst ab den achtziger Jahren beginnt die Gesellschaft wieder an die Natur zu denken. Rechte werden initiiert, Naturschutzverbände erschaffen. Das Füllhorn soll seine einstige Pracht zurückerlangen!
Sprungbretter fürs nächste Juwel
Aber wie? Um die Flächen, auch die Giesenbacher Hangquellmoore, revitalisieren zu können, werden einige Vorkehrungen getroffen: Trittsteinbiotope (Brücken zur Erhaltung und Rücksiedlung von Fauna und Flora) werden installiert, freiwillige Abmachungen und Schutzmaßnahmen mit den jeweiligen Grundstücksbesitzern abgemacht, für den Menschen unzugängliche Rückzugsorte erschaffen, die Suche für den idealen Standort für Pflanzen beginnen, Aufklärungsarbeiten wie diese laufen und vor allem die Landschaftspflege, mit der Mutter Natur unter die Arme gegriffen wird, um den Schaden zu beseitigen, der angerichtet wurde, helfen bei dem großen Vorhaben.
Auch die Landwirtschaft durchläuft nun eine Renaissance, sie gilt nun als Biotopsschützer. Als Mittel der Zukunft gilt die Beweidung solcher Flächen, durch beispielsweise Wasserbüffel, um anderen Pflanzenarten wieder Luft zum Gedeihen zu geben. Auch die Kommunen sind angehalten dem Erhalt der Artenvielfalt beizustehen. Aber reicht das alles? Herr Maino antwortet mit einem Schmunzeln im Gesicht. Naturschutz sei eine Frage des Verstehens - Herausforderung und Chance für unsere Zukunft zugleich die Superdiversität die einst herrschte, wieder zu ermöglichen. Durch Ansätze bereits bei den Jüngsten unter uns und viel Herzblut, stehen uns noch einige Türen offen, wir sollten bloß nicht verpassen ihre Schwellen zu überqueren, bevor sie sich wieder schließen und mit ihr Spezies verschwinden.