Wir ersticken im Verkehr...
Herrliche Naturlandschaften prägen das ländlichen Ampertal. Die Nähe zu den Angeboten der Ballungsräume München und Ingolstadts, sowie zum Flughafen München sind die großen Standortvorteile des Gebietes und machen es zu einem begehrten Wohnort in der Region.
So schön es hier auch ist, die ländliche Lage mitten in dem Wachstumsdreieck bringt auch einige Problemstellungen mit sich:
Die stark frequentierten Autobahn A9, die Verbindungsachse zwischen den Automobilstandorten München und Ingolstadt teilt das Projektgebiet. Täglich wälzt sich hier eine Blechlawine Richtung München. Auch die Anwohner des Ampertals quälen sich durch das Nadelöhr in Allershausen, bekannt aus dem Staumeldungen des Rundfunks.
Zahlreiche Staats- und Bundesstraßen durchschneiden die Naturräume und bieten weiteren Anschluss an den attraktiven Münchner Flughafen. Die Belastungen für Nutzer und Bewohner sind offensichtlich, häufige Behinderungen, Tempoüberschreitungen und Lärm stehen an der Tagesordnung.
Die nach Freising orientierten Linienbusse sind stark auf den Schulbedarf abgestimmt, häufig werden sie nur spärlich genutzt. Trotz intensiven Ringens fahren sie teilweise am Bedarf vorbei.
Bürgerinnen und Bürger, die nicht die Möglichkeit haben auf ein eigenes Auto zurückzugreifen, sind in Ihrer Bewegungsmöglichkeit stark eingeschränkt.
Attraktive Alternativen zum Pkw gibt es hingegen wenige, was die folgenden Grafik der MIA- Planer Kooperation verdeutlicht:
Um eine abgestimmte Planung für die Zukunft zu entwickeln, bildeten die LAG Mittlere Isar aus Freising und die ILE Ampertal eine Interessensgemeinschaft.
Gemeinsam beauftragten sie die Kooperation aus der TUM- Lehrstuhl Siedlungsstruktur& Verkehrsplanung, die Ingenieurgesellschaft für Straßenverkehr Schlothauer& Wauer und Greencity- Nachhaltige Mobilität und Stadtentwicklung.
Ziel des Konzeptes sollte es sein, bestehende- meist nur einzelne Mobilitätsformen betreffende Konzepte, zusammenzuführen.
Auf dieser Grundlage, in enger Zusammenarbeit mit den Gemeinden und in mehreren Workshops entstand eine umfassende Bestandsaufnahme. Mit dem Blick auf Zukunftsvisionen und Entwicklungszielen wurden Maßnahmen entwickelt, die eine nachhaltige Mobilität darstellen können.
Diese ist nicht nur durch öffentlichen Verkehr erreichbar, sondern muss auf mehren Säulen wachsen:
Motorisierter Individualverkehr, also der private PKW, besitzt aktuell im Projektgebiet einen sehr hohen Stellenwert. Ohne eigenes Auto ist es schwierig zuverlässig und in einem zeitlich angemessenen Rahmen in die Arbeit oder zum Einkaufen zu kommen. Ziel für die Zukunft sollte es sein, interessante Alternativen dazu anzubieten.
Die Förderung von Fuß- und Radverkehr, zum Beispiel mit durchgängigen, attraktiven Alltags-Radwegen oder einheitliche Verleihsystemen an Knotenpunkten ist eine Möglichkeit für den Nahverkehr.
Entwickelt aus dem Schulbusverkehr hat sich der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Aber vor allem in Landkreis- Randbereich und außerhalb der Schulzeiten stellt er häufig keine wirkliche Alternative dar. Zahlreiche Kommunen in Bayern starten aktuell neue Mobilitätsformen, die auf Abruf arbeiten. Diese funktionieren ähnlich der Anruf- Sammeltaxis mit Kleinbussen, sind aber flexibler. Im ländlichen Raum können Bedarfsverkehre den Bus- Verkehr ergänzen, bzw. erweitern.
Nutzbar sind diese Mobility-on-Demand- Angebote über Smartphone Apps. Im Zuge der Digitalisierung haben sich neue Möglichkeiten ergeben. Vorausgesetzt man schafft es verschiedene Akteure mit ins Boot zu nehmen, ist es möglich über eine Schnittstelle auf die unterschiedlichsten Formen der Mobilität zuzugreifen. Es gibt bereits, hauptsächlich in städtischeren Bereichen Handy-Apps zur Berechnung der schnellsten und/oder günstigsten Transportmöglichkeit -für Hin- und Rückweg, mit Funktionen um Alternativen anzubieten oder den sich die Fahrkosten gleich bezahlen lassen.
Verkehrsknotenpunkte, also Intermodale Schnittstellen erleichtern den Wechsel zwischen Verkehrsmitteln, z.B. dem privaten Auto/Rad und einem Öffentlichen Verkehrsmittel (Bus, S-Bahn). Erhöht werden können diese in ihrer Attraktivität durch Ausstattungen wie Ladesäulen oder Packstationen, dies könnte wiederum die Zahl der Paketdienste auf der Straße reduzieren.
Für die Zukunft wichtig ist eine Siedlungspolitik, die über das „Kirchturmdenken“ hinausgeht und sich frühzeitig, also vor der Ausweisung von Gewerbe- oder Neubaugebieten Gedanken über die entstehenden Verkehrsströme macht. Auch ein von vielen Bürgern fußläufig erreichbarer Lebensmittelladen, zentral im Ort, kann eine Alternative zum Supermarkt im größeren Nachbarort sein. Co-Working- Spaces, gut erreichbar in Siedlungsnähe können eine Alternative für das Home-Office darstellen.
Kommunale Insellösungen sind bei diesem Themenfeld fehl am Platz. Es wird viel Abstimmungs- und Zusammenarbeit nötig sein, um die Interessen der Gemeinden zu sammeln, ein Netzwerk des Miteinanders zu schaffen und die bestehenden Akteure mit ins Boot zu nehmen. Der Wunsch, ein Mobilitätsmanagement als Koordinationsstelle zu schaffen, ist bereits durch alle beteiligten Gemeinden bekräftigt worden. Unterstütz durch LEADER- Fördermittel könnte dieser zeitnah seine Tätigkeit mit der Umsetzung der kleinen und großen, kurz- und langfristigen Maßnahmen beginnen.
Dies wird selbstverständlich in enger Abstimmung mit der LAG Mittlere Isar und der ILE Ampertal geschehen.
Das gesamte MIA- Mobilitätskonzept kann hier eingesehen werden, ebenso wie der Maßnahmenkatalog.